Das vergangene Jahr war geprägt von Veränderungen in Zeichen der Pandemie. Bewährte Schulungsangebote und Methoden waren und sind nicht durchführbar oder mussten online umgesetzt werden.

Laut der JIM Studie 2020 hat die Ausstattung mit internetfähigen Endgeräten innerhalb der untersuchten Zielgruppe (Schüler*nnen im Alter von 12-19 Jahren), vermutlich auch pandemiebedingt, noch einmal deutlich zugenommen (Computer/Laptops +7%, Tablets +13%). Auffällig ist jedoch der Unterschied in Hinblick auf den formalen Bildungshintergrund: So besitzen 60% der Personen mit Haupt- oder Realschulabschluss einen eigenen Fernseher, jedoch bei den Gymnasiasten lediglich 44%. Diese wiederum besitzen häufiger einen eigenen Laptop (77%) als Haupt oder Realschüler*innen (64%). Man kann somit von einer grundsätzlich guten Medienausstattung ausgehen.

Bildungsarbeit ist mit eine der Kernkompetenzen der Jugendarbeit. Sei es in Form von Jugendleiter*innenschulungen, bei Freizeitmaßnahmen, im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt oder im allgemeinen Tun und Handeln der Jugendarbeit vor Ort.

Es muss gelingen, die medienpädagogischen Erfahrungen des letzten Jahres, die auch unter schwierigsten Bedingungen Jugendarbeit (in Teilen) möglich werden ließ, fest im Bildungsprogramm zu verankern. Dies ist aus mehrerlei Gründen notwendig:

Ein „back to usual“ kann es nicht geben und würde erreichte Innovationen im Bereich Mediennutzung evtl. wieder vergessen machen.

Innerhalb der Jugendarbeit gab und gibt es Teilbereiche, die gut funktioniert haben, jedoch ausbaufähig und an aktuelle Gegebenheiten anzupassen waren/sind. Als Beispiele nenne ich den Bereich sexualisierte Gewalt im Onlinebereich, Sensibilisierung für Datenschutz, Ausweitung der Bedienkompetenz digitaler Endgeräte Richtung vollständiger Nutzungskompetenz.

Die Gelegenheit, die es zu ergreifen gilt liegt daran, die gemachten Erfahrungen in die alltägliche Arbeit zu integrieren. Was zunächst sicher trivial klingen mag geht aber mit viel Arbeit einher. Alle Bildungskonzepte müssen überprüft und evtl. angepasst werden. Methoden bewertet und integriert werden – am besten entstehen am Ende (teil-)digitale Schulungskonzepte die der aktuellen Situation gerecht werden, im besten Fall sogar darüber hinaus gehen.

So werden zwei Ziele erreicht: Sicherung der erarbeiteten Erfahrungen aus dem „Pandemiebetrieb“ der Jugendarbeit sowie Aktualisierung der eigenen medienpädagogischen Bildungsinhalte und evtl. damit eine Schärfung des eigenen Profils „Jugendarbeit“ als Bildungsträger.

Neben der Methodenkompetenz gilt es wichtige Inhalte zum Thema Datenschutz, Hatespeech und Fake News als Inhalte zu etablieren. Alle genannten Bereiche bieten Anknüpfungspunkte zu etablierten Themen (Prävention sexualisierter Gewalt, Rechte und Pflichten, Aufsichtspflicht etc.) und sind aktuell innerhalb einer professionellen Jugendarbeit unabdingbar.

Über den Aspekt der Querschnittsarbeit wäre das Konzept einer digitalen Schulungsarbeit denkbar. Ähnlich wie es der Kursknacker seit Jahren ist, bestünde so die Möglichkeit, ein „Standardwerk“ zu schaffen, an dem sich Kursarbeit – auch ohne den Zwang, digital stattfinden zu müssen – online orientieren kann.

Am Ende dieser Entwicklung stünde ein aktuelles und zeitgemäßes Bildungskonzept für die Jugendarbeit – so wie es dem Anspruch, den die (verbandliche) Jugendarbeit an sich selbst stellt, entspricht.



Norbert Harner

Dipl. Soz. Päd. (FH)

Referent f. Medienpädagogik AV Medienzentrale Augsburg



Autor des Beitrags:
Norbert Hahner
 
ist Dipl. Soz. Päd (FH) und arbeitet als Referent f. Medienpädagogik AV Medienzentrale Augsburg
AV Medienzentral
Kappelberg 1
86150 Augsburg

tel: 0821/3166-2272