Beobachtungen von der Ökumenischen Jugendkonferenz der EJB und des BDKJ Bayern

Anfang März – noch bevor der Corona Virus die Jugendarbeit in vielen Bereichen lahmlegte – trafen sich Vertreter*innen der Evangelischer Jugend und des BDKJ Bayerns zur Vierten Ökumenischen Jugendkonferenz in Neuendettelsau.

Logos des BDKJ Bayern und der EJB

Das Thema lautete diesmal: Mein Leben und meinen Glauben in Worte bringen.

Ein anspruchsvolles Thema angesichts der Tatsache, dass sich viele Teilnehmer*innen vorher noch gar nicht kannten und für die Auseinandersetzung mit der Fragestellung nicht einmal 24 Stunden zur Verfügung standen.  

Im Nachgang war es auf jeden Fall ein gelungenes Experiment: Es ist gelungen, persönlich ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen über das, was trägt im Leben und was motiviert, sich in einem christlichen Jugendverband zu engagieren. Und wie unser Glaube die Verbandsarbeit konkret mitgestaltet und die Zukunft prägen kann.

Folgende Beobachtungen sind dabei bei mir hängen geblieben:

Konfessionelle Grenzen spielen keine Rolle, die kirchliche Verfasstheit unseres Glaubens aber schon

Bei aller Unterschiedlichkeit wurde eines schnell klar: Es spielt bei Fragen von Glauben und Spiritualität keine Rolle, ob ich evangelisch oder katholisch bin. Die Themen von uns jungen Menschen sind dieselben, die Herausforderungen auch. Auch die Antworten und Hilfestellungen, die wir aus dem Glauben ziehen, ähneln sich: Der große Wert der Gemeinschaft, die Texte der Bibel oder die gegenseitige Begleitung auf dem Lebensweg.

Eine weitere Gemeinsamkeit war augenscheinlich: Wir alle haben so unsere Schwierigkeit mit der konkreten Gestalt von Kirche. Oftmals fremdeln wir mit der Sprache und der Ästhetik von kirchlichen Veranstaltungen und Räumen. Zu lebensfremd, zu altbacken, zu wenig lebendig kommen die Angebote rüber. Offene und einladende Räume für unsere konkreten Fragen und Bedürfnisse finden wir nur selten.

Leben und Glauben sind keine getrennten Welten

Große Einigkeit besteht auf der Ökumenischen Jugendkonferenz auch bei einem weiteren Thema: Das ganz normale und alltägliche Leben ist der geeignete Ausgangspunkt für spirituelle Fragen. Glaube und Religion ist keine abgehobene Sonderwelt. Darin sehen sehen wir eine große Stärke unserer Jugendverbände, die ja ganz bewusst bei Lebenswirklichkeit von jungen Menschen ansetzen.

Glauben und Leben sind keine getrennten Welten, ja bedingen sich gegenseitig: Nur wenn wir gemeinsam den Alltag erleben, kommen wir miteinander in Kontakt und schaffen die Atmosphäre und die Vertrautheit, über die wirklich wichtigen Themen im Leben ins Gespräch zu kommen. Und dazu gehört auch die Frage nach Glauben und Religion: Denn jeder Mensch ist spirituell.

Teilnehmer*innen der ÖJK / Fotocredits: Daniel Köberle

Mit den offenen Fragen des Lebens leben lernen

Das Leben ist nicht immer einfach – diese Einsicht gehört zum Erwachsenwerden. Junge Menschen wollen daher keine platten Antworten auf ihre Fragen und Probleme. Und wir wollen keine heile Welt vorgespielt bekommen, wie das so manches Mal in kirchlichen Kreisen der Fall ist.

Wir brauchen Räume, in denen wir unsere Fragen fragen dürfen, für die es sonst keinen Raum gibt. Wir brauchen ehrliche Begleiter, die uns nicht mit billigen Tröstungen oder weisen Bibelworten abspeisen. Wir brauchen keine endgültigen Antworten, aber Begleitung, Solidarität und Sympathie.

Wir sind alle Theolog*innen und damit Gottgelehrte! Sprechen wir davon!

Kirchliche Jugendverbände sind ein Ort, wo solche Fragen willkommen sind. Wir sollten diese Orte offen halten für alle jungen Menschen. Wir sollten die Frage nach Glaube und Gott selbstbewusst und direkt stellen. Junge Menschen wollen mit uns über diese Themen sprechen – sonst würden sie nicht zu uns kommen.

Diese Offenheit für Fragen von Glaube und Religion sollten alle im Verband teilen – denn wir sind alle Theolog*innen und können ganz selbstverständlich von Gott und unseren Erfahrungen mit ihm erzählen.

Der Heilige Geist scheint ein Freund der Buntheit zu sein

Wir sind davon überzeugt, dass es unterschiedliche Ausdrucksformen von Glauben, Kirche und kirchlicher Jugendverbandsarbeit geben muss. Diese Pluralität ist ein Kennzeichen unseres Glaubens. Sie ist biblisch und theologisch tief in unsere DNA als Christ*innen eingeschrieben und muss gerade heute immer wieder in unseren Kirchen eingefordert werden.

Dabei ist es uns wichtig, dass es keine Wertung zwischen verschiedenen Ausdrucksformen des Glaubens gibt: Keine ist besser oder schlechter, keine frömmer oder weniger fromm. Als Kirche(n) und als kirchliche Jugendverbände sind wir eine Gemeinschaft der Verschiedenen – und das ist gut so.

Die Arbeitsweise der Ökumenischen Jugendkonferenz zielte nicht auf systematisierte Ergebnisse ab. Es ging nicht darum, ein neues Konzept christlicher Jugend(verbands)arbeit zu formulieren.

Und so stellen die beschriebenen Beobachtungen nur einzelne Früchte unserer Gespräche dar – es sind Momentaufnahmen, Schlaglichter, Gedanken- und Geistesblitze.

Dennoch haben die Aussagen ihren Wert. Als persönliche, authentische und geist-gewirkte Zeugnisse junger engagierter Menschen in unseren Kirchen. Sie haben es verdient, beachtet, reflektiert und meditiert zu werden bei der Suche nach neuen und zukunftsfähigen Ausdrucksformen christlichen Jugendverbandslebens.


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