Julia Mokry ist Landesseelsorgerin der Katholischen Landjugendbewegung in Bayern (KLJB) und berichtet in ihrem Gastbeitrag von einem Experiment, welches sie mit ihrer Familie durchführt: Wie praktisch ist das Papstschreiben „Christus vivit“ umzusetzen?!

“Gott liebt dich.” schreibt Papst Franziskus in dem neuesten Dokument „Christus vivit“ als die erste Wahrheit, die er als die große Botschaft für alle jungen Menschen benennen möchte.

Beim Lesen des Dokumentes in der vergangenen Woche bin ich bei diesem Kapitel länger hängen geblieben.

Gott liebt dich! – Diese Botschaft für junge Menschen war mir nicht neu. Vielmehr hoffe ich, dass ich das als Grundlage in meinem pastoralen Handeln in unterschiedlichen Kontexten in den letzten Jahren gelebt habe. Denn diese Überzeugung teile ich: zu allererst steht die Zusage Gottes zu jedem Menschen:

„So wie du bist ist es gut, ich, dein Gott liebe dich, ich habe dich so erschaffen.“

So wie wir zum Beispiel mit den Worten aus Psalm 139 beten können:  „Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele!“ (Psalm 139,13-17 – Übersetzung Hoffnung für alle)

Wie den Zugang zu Gott finden?

Gottes Liebe als Zusage für junge Menschen ist und bleibt eine wichtige Grundlage für mich. Nachdenklich machte mich dabei folgende Gedanken: Wie spüre ich selbst diese Liebe Gottes in meinem Alltag? Wer sagt mir sie zu? Oder wie kann es mir gelingen diese Botschaft immer wieder vor Augen zu haben?

So entstand die Idee eines „Selbstversuches“ für die Karwoche. An jedem Spiegel in unserer Wohnung habe ich einen Zettel geklebt mit der Botschaft:

„Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!“

Die Zusage die wir aus der Erzählung von der Taufe Jesu kennen. Die Zusage, die uns mit der Taufe zugesprochen wurde und somit Wirklichkeit unseres Alltages sein sollte.

Quelle: Julia Mokry

Am Morgen im Bad, bei der Kontrolle, ob Shirt und Hose zusammen passen, kurz vor dem aus dem Haus gehen und bei jedem Händewaschen erinnert mich und meine Familie nun für eine Woche der Satz „Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!“ und damit an Gottes Zusage.

Macht die Familie das Experiment mit?

Ich bin gespannt, wie es mir damit ergehen wird und wie die Reaktion meiner Familie oder unserer Besucher sein wird.

Die Karwoche unter diesen Aspekt zu stellen – eine Idee Glauben zu Leben und Glauben ins Gespräch zu bringen. Ich erlebe immer wieder das Ringen bei Freunden oder Kolleg*innen: Wie kann ich über Glauben gut ins Gespräch kommen?

Eigene Erfahrungen können  dabei ein Ansatzpunkt sein. Die Idee zum Zettel am Spiegel habe ich als dem Werkbrief „Glauben.Leben,Morgen.“ (https://landjugendshop.de/produkte/glauben-leben-morgen/ ) entnommen. Ein Werkbrief, der im letzten Jahr entstanden ist. Angeregt von der Bischofssynode zu Jugend und Berufungsunterscheidung sowie einem Zitat aus dem ersten Werkbrief der Landjugend von 1947: „Religiöse Selbstständigkeit gegen hohles Gewohnheitschristentum, Heimatliebe und Berufskönnen gegenüber entwurzelter Überfremdung, soziale Verantwortung gegenüber pharisäischer Trennung von Religionsausübung und Alltagsleben.“

Sicher heute sehen wir uns fundamental anderen Herausforderungen gegenüber: Globalisierung, Pluralisierung und Digitalisierung prägen die Debatte. Katholische Milieus sind größtenteils weggeschmolzen, Missbrauchs- und Finanzskandale haben das Vertrauen in die Institution Kirche erschüttert, die kirchliche Bindung vieler junger Menschen hat abgenommen.

Aber Glauben zu leben, davon bin ich überzeugt, ist nichts von Gestern, sondern braucht Anregungen für heute und für Morgen. Denn Glaube trägt und begleitet durchs Leben.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gesegnete Karwoche und die Freude der Auferstehung!


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