Katholikentag 2018 in Münster – eine Großveranstaltung mit über 70.000 BesucherInnen und Dorothea Stadler (BDKJ Regensburg) war eine davon. Sie erzählt von sich selbst und 70.000 Menschen, die Glauben erleben, diskutierten und erfahren wollten und sich ganz konkret auf die Suche nach Frieden machen.

Gottesdienst am Schlossplatz – (c) Dorothea Stadler

Wie fängt Frieden an?

Ich begab  mich auf die Suche nach diesem Frieden und hoffte in den fünf Tagen ein Stückchen davon zu erfahren. Mit vielen Veranstaltungen, Diskussionen, Gottesdiensten und Gebeten von ganz modern bis klassisch, konnten die Tage gefüllt werden, jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich durch die Fülle der Veranstaltungen überhaupt Frieden finden konnte? Also ließen wir es am ersten Abend ganz ruhig angehen und ließen erstmal die Stadt, die Besucher und die besondere Atmosphäre auf uns wirken.

Friede braucht Atmosphäre

Die Atmosphäre war auch das Gefühl, dass den zweiten Abend am besten umschreibt. Wir waren auf der großen Nacht der Lichter. Eine riesige Halle, wahnsinnig viele Menschen und kein künstliches Licht. Dafür viele viele Lichter, Taize-Lieder und eine nicht ganz so leise Stille. Und auch der Anfangsgottesdienst verbreitete ein gutes Gefühl. So viele Menschen kommen ganz friedlich zusammen um an einem Platz gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Fühlt sich vielleicht so der Friede an? Und auch so ging ein ereignisreicher Tag zu Ende. Ein Tag an dem ich viele Menschen kennenlernen, etwas von ihren persönlichen Glaubenserfahrungen oder ihren Zweifeln mitnehmen durfte. Voll von bereichernden Eindrücken bin ich auf meiner Isomatte in einer Realschule in Münster eingeschlafen. Und schon war die Hälfte des Katholikentages rum.

Friede hat mit Liebe zu tun!

Der Freitag war für mich der Inputstärkste Tag dieser Woche. Wir hatten uns vor dem Beginn schon zwei Veranstaltungen zu Liebe, Ehe und Sex und die (un)zeitgemäßen Ansichten der Kirche ausgesucht. Dieses Thema, das für mich als Studentin der Religionspädagogik wirklich sehr interessant klang, sprach wirklich viele junge Menschen an, was dazu führte, dass bei beiden Diskussionen die Räume bis auf den letzten Platz gefüllt waren. Es wurde heiß diskutiert, argumentiert und sich angenähert. Es waren Diskussionen, die keine klare Antwort gaben, sondern dazu einluden sich selbst mit der Thematik auseinanderzusetzen und seinen ganz individuellen Weg zu finden.

Dieser Einladung bin ich mit meinen Freunden auch ganz intensiv gefolgt und wir diskutierten noch einige Stunden darüber, ob es zum Beispiel wirklich Argumente dafür gibt, das gleichgeschlechtliche Paare nicht kirchlich heiraten dürfen oder Sex nur in einer Ehe stattfinden darf? Diese und weitere themenbezogene Fragen begleiteten uns den ganzen Abend, sodass wir auch bei einem kühlen Bier am Aasee mit neu gemachten Bekanntschaften weiterdiskutierten und trotz Meinungsverschiedenheiten ganz friedlich waren und die Meinung des Anderen versuchten anzunehmen.

Fängt der Friede also schon in der Kommunikation mit Anderen an?

Am Samstag machten wir zusammen die Kirchenmeile mit den verschiedensten Ständen von kirchlichen Gemeinschaften und Institutionen unsicher. Wir machten Selfies, beantworteten Quizfragen, zumindest meist richtig und informierten uns über verschiedene Angebote, welche die katholische Kirche zu bieten hat. Aber auch ein Gottesdienst der Weggemeinschaft Münster stand an diesem Tag auf dem Programm. Die Weggemeinschaft ist eine Gruppierung von StudentenInnen, die sich zusammen mit einem Geistlichen auf die Suche nach Gott und Glaube machen und uns bei diesem Gottesdienst bewiesen wie viel Feeling in einer normalen Eucharistiefeier sein kann.

Samstag, der Abend, der Abende!

Der Samstagabend war der Abend, der Abende. Die große Party der Jugendverbände. Eine Halle, gute und laute Musik und einfach echt nette Menschen mit denen man so richtig gut feiern kann. Nach einer viel zu kurzen Nacht und müden Füßen stand am Sonntagvormittag der große Abschlussgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx an. Der große  Schlossplatz in Münster war gefüllt mit Tausenden von Menschen, die gespannt waren, was Reinhard Marx in seiner Predigt uns Gläubigen mit auf den Weg geben wird. Umrahmt von sonnigem Wetter rief er uns, unter Applaus der Gläubigen, auf als Einheit zu leben, auch mit Andersgläubigen und im alltäglichen Leben als FriedensstifterInnen zu leben. Mit diesen ermunternden und so positiven Worten, aber auch Eindrücken der letzten Tage, machten wir uns auf den Nachhauseweg nach Regensburg. Wir freuen uns schon auf die nächste „Glaubensgroßveranstaltung“, auf der wir dann hoffentlich wieder – trotz kontroversen Ansichten – nach dem Frieden in uns und in der Welt suchen dürfen.

Dorothea Stadler

Die Autorin ist Dorothea Stadler. Sie ist 23 Jahre alt, im Ausschuss zur politischen Arbeit des BDKJ DV Regenburg aktiv und Mitglied in der KjG.

 


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