In Bayern stehen wieder die Pfarrgemeinderatswahlen an. Am 25. Februar sind in allen bayerischen Diözesen ChristInnen aufgerufen über den Pfarrgemeinderat (PGR) ihrer jeweiligen Pfarrei mitzubestimmen. Mit der Wahlentscheidung gestalten sie die Zukunft ihrer Gemeinde mit. Für junge Menschen ist dies eine besondere Wahl: Ab 14 Jahren dürfen Jugendliche ihre Stimme abgeben. Ebenso dürfen Jugendliche ab 16 Jahren für den Pfarrgemeinderat kandidieren. Wir haben jungen Menschen aus den Reihen der ehrenamtlichen Jugendarbeit gebeten ihre Erfahrungen in Bezug auf den PGR zu erzählen.

Engagement von jungen Menschen im Pfarrgemeinderat mag für manche vielleicht überraschend sein. Tatsächlich gibt es einige junge Menschen,  die bereit sind sich im „Parlament“ ihrer Gemeinde einzubringen und sich dort für ihre Interessen einzusetzen. So wie Larissa Wenger. Sie ist 22, Mitglied in der KLJB und kandidiert in der Pfarrei St. Martin Zeilarn (Kreis Rottal Inn, Diözese Passau):

Larissa Wenger

Ich kandidiere im PGR weil ich es wichtig finde, dass auch die Jugend ihre Stimme wahrnimmt und ich unsere Kirche mitgestalten möchte. Oft fehlen für junge Menschen Anreize oder auch Räume sich mit dem Glauben und der damit verbundenen Gemeinschaft identifizieren oder beschäftigen zu können. Bis jetzt war ich „nur“ als Vertreterin von Ministranten oder KLJB-Gruppen in den PGR eingeladen. Meine Kandidatur möchte ich jetzt dazu nutzen etwas frischen Wind in die manchmal ausgetretenen Pfade zu bringen und neue Ideen miteinzubringen.

„kandidieren – wählen – engagieren“

der Untertitel der Kampagne des Landeskomitees der Katholiken in Bayern beschreibt kurz und stark worum es bei der „PGRWahl“ geht. Misch dich ein und mach mit! Junge Menschen wollen ihre Umwelt mitgestalten und an dieser partizipieren. Mario Tomic gehört zu diesen. Er ist 23 Jahre alt und kandidiert in Pfarrei St. Georg (Freising, Erzdiözese München und Freising):

Der 25.02.2018 ist ein ganz besonderer Tag für mich, da ich nicht nur wählen werde, sondern auch gewählt werden kann! Ob als Jugendgruppenleiter bei den Ministranten, Organisationsmitglied bei der jährlichen Sternsingeraktion des Kindermissionswerks in Freising oder als Verantwortlicher für die Gestaltung unseres Fronleichnamteppichs, das ehrenamtliche Arbeiten bereitet mir sehr viel Freude und erfüllt mich. Um die Stimme der Jugend in unserer Pfarrei zu vertreten, entschloss ich mich bei der letzten Wahl für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren. So gehöre ich nun seit vier Jahren bis zur kommenden Wahl diesem Gremium an. Die Periode war von vielen Diskussionen (Kirchenasyl, Personalrückgang usw.) und der Gründung unseres Pfarrverbandes St. Korbinian geprägt. Wie ihr erahnen könnt, waren dies nicht immer leichte Themen, umso wichtiger war es mir, mich einzubringen und die Stimme der Jugend zu vertreten.

Mario Tomic

Warum kandidiere ich nun nochmals? Es war eine tolle und lehrreiche Zeit! Ich konnte viele Erfahrungen „hinter den Kulissen sammeln“ und noch mehr Kontakte zu Jung und Alt knüpfen. Ich möchte mich weiter engagieren und dazu beitragen unser Gemeindeleben zu gestalten und formen. Sehr gerne würde ich Initiiertes der letzten Periode weiter begleiten dürfen. So konnte ich mit zwei anderen Ehrenamtlichen unser Kirchenkaffee ins Leben rufen und durchsetzen. Ca. einmal im Monat kommt unsere Gemeinde nach der Messe zu einem Kaffee zusammen und kann sich austauschen. Im Winter werden sogar Kinderpunsch und Plätzchen angeboten. Jede Generation ist vertreten, was mich besonders stolz macht!

Unsere Kirche ist im Wandel und es ist nicht mehr selbstverständlich sich dafür zu engagieren, manchmal wird man dafür belächelt. Im Rahmen meiner jetzigen Kandidatur habe ich jedoch nur Positives erfahren dürfen. Fremde Menschen sprechen mich an und finden meinen Entschluss zu kandidieren „klasse“. Auch in meiner Pfarrei erfahre ich viel Unterstützung. Das gibt mir zusätzlich Kraft und Mut mich weiter zu engagieren. Ehrenamt ist ein wichtiges Gut in unserem Land, was erhalten bleiben muss!

Baucontainer und Liederauswahl

Sabrina Branner war bereits vier Jahre im PGR der Pfarrei St. Martin (Meckenhausen/ Diözese Eichstätt). Weil sie zukünftig im Ausland leben wird, kann sie leider nicht mehr für eine erneute Amtszeit kandidieren, wie sie sagt. Viele – aber nicht alle – ihrer Anregungen und Vorschläge konnte sie zusammen mit dem Pfarrgemeinderat umsetzen. Das und ein super nettes Team hat sie stets motiviert. Die 24jährige KLJBlerin erzählt:

Sabrina Branner

Meine letzten vier Jahre im Pfarrgemeinderat waren ein Auf und Ab aus verschiedenen Erfahrungen. Ein Hauptthema war leider die Umstrukturierung der Pfarreien zu größeren Seelsorgeeinheiten, was die Versetzung unseres Pfarrers mit sich bringen wird. Daher wurden einige Themen in den Hintergrund gerückt. Es wurde viel diskutiert in den Sitzungen, manchmal über sinnlose, manchmal über wirklich spannende Themen. Es waren einige skurrile Themen dabei, von der Diskussion eines Baucontainers in der Nähe eines Feldkreuzes, von der Raumtemperatur der Kirche, über die Essenswahl beim Fastenessen, oder auch die Anordnung beim Fronleichnamszug. Ein heißes Diskussionsthema war der starke Rücklauf bei den Kirchengängern.

Mein Vorschlag den Gottesdienst moderner zu gestalten, mit neueren Liedern und häufigeren Jugend- und Familiengottesdiensten wurde zwar aufgenommen, doch so richtig umgesetzt wurde dies leider nicht. Vor allem bei der Liederauswahl wurde vehement auf die Oldschool-Versionen gesetzt. Im Jugendbereich ist in unserer Pfarrgemeinde leider nicht sehr viel passiert, da es keine aktive Jugendgruppe mehr gibt. Allerdings konnten wir den ursprünglichen Raum wieder für die nachkommende Jugend zurückgewinnen, der nach einigen Schwierigkeiten vorerst nicht mehr zur Verfügung stand.

Ebenfalls haben wir verschiedenen Veranstaltungen über das Jahr hin mit Jugendlichen geplant: einen Jugendkreuzweg durch das Dorf mit verschiedenen Stationen, ein Dreikönigsspiel vor der Kirche, zwischenzeitlich wurde sogar ein Jugendchor auf die Beine gestellt und auch die Firmlinge waren sehr aktiv unterwegs. Mit großem Einsatz und Durchhaltevermögen kam man trotz einigen Hindernissen oftmals an sein gesetztes Ziel. Von leicht war aber nie die Rede.

Ein schwieriges Thema war immer und immer wieder die Ansprache von Veränderungen und Erneuerungen in der Kirche im Allgemeinen. Doch nichts desto trotz darf man nicht aufgeben und sollte seinen Optimismus beibehalten.

Vielen Dank an die vielen jungen Menschen, die bereit sind sich in ihren Pfarrgemeinderäten zu engagieren oder sich bereits engagiert haben. Allen Kandidierenden wünschen wir in ihrem „Wahlkampf“ viel Erfolg und wünschen gutes Gelingen.

Für alle anderen gilt am 25. Februar: Geht wählen!


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