#jetztistdiezeit zum HANDELN – BDKJ Bayern fordert Konsequenzen aus der MHG-Studie
Sehr geehrter Herr Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz,
Sehr geehrte bayerische Mitglieder der Freisinger Bischofskonferenz,
die Ergebnisse der MHG-Studie im Herbst 2018 haben uns in den katholischen Jugendverbänden in Bayern sehr erschüttert. Der jahrzehntelange Missbrauch junger Menschen durch Amtsträger unserer Kirche, das systematische Wegschauen und Vertuschen sowie die Weigerung, sich mit den zugrundeliegenden Themen, wie Machtmissbrauch und dem Umgang mit Sexualität auseinanderzusetzen, konterkarieren in unseren Augen die Botschaft unseres Glaubens.
Als junge Christ*innen, die wir in den katholischen Jugendverbänden Kirche ganz konkret leben und die wir uns engagiert mit der Botschaft des christlichen Glaubens beschäftigen, leiden auch wir massiv unter dem Vertrauensverlust, den katholische Kirche aufgrund des Missbrauchsskandals erfährt und der sich u.a. in den gestiegenen Austrittszahlen niederschlägt. In unserer Arbeit müssen wir uns vermehrt für unsere Zugehörigkeit zur katholischen Kirche rechtfertigen. Wir erleben bisher engagierte Mitglieder, die sich bestürzt von der Institution Kirche abwenden.
Seit der Veröffentlichung der MHG-Studie ist in Bezug auf die dem jahrzehntelangen Missbrauch zugrundeliegenden Themen viel geredet, jedoch wenig Konkretes auf den Weg gebracht worden, obwohl die Studie, wie auch die theologische und sozialwissenschaftliche Forschung die Zusammenhänge zwischen der Missbrauchsthematik und dem Themenkomplex Macht – Zölibat – Sexualmoral ganz klar aufzeigen.
Auf der letzten Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wurde Ihnen im Studienteil von ausgewiesenen Fachleuten nochmals verdeutlicht, dass unabhängig von der Missbrauchsdebatte die Themen nicht neu sind:
Aber neu ist, dass ihr destruktiver Zusammenhang nicht mehr zu leugnen ist. Dass sie nicht mehr als Lieblingsthemen der katholischen Linken abgetan werden können. Dass sie nicht mehr tabuisiert werden können. Neu ist die Erkenntnis, dass diese Themen im Verbund besprochen werden müssen. Dass eine ernsthafte kirchliche Selbstkorrektur nötig ist. Dass eine substanzielle Entwicklung nötig ist .
Prof. Dr. Julia Knop, Dogmatikerin aus Erfurt in ihrem Statement
Der Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz, gemeinsam einen „synodalen Weg“ zu gehen, erfüllt uns mit Sorge und Hoffnung zugleich: Der im Jahr 2010 von Ihnen initiierte Dialogprozess war für viele Verantwortliche in den Jugendverbänden eine große Enttäuschung und hat unserer Meinung nach keine substantiellen Entwicklungen gebracht, v.a. weil die oben genannten Themen nicht entschieden genug bearbeitet und die Impulse und Anregungen aus dem Dialogprozess nur unzureichend in verbindliche Beschlüsse umgesetzt wurden.
Ein synodaler Weg ist in unseren Augen daher nur dann sinnvoll, wenn Bischöfe und Lai*innen sich gemeinsam und auf Augenhöhe den großen Herausforderungen annehmen sowie gemeinsam und gleichberechtigt verbindliche Entscheidungen herbeiführen, die dann auch in allen deutschen (Erz-)Diözesen umgesetzt werden.
Wir sind der Überzeugung, jetzt ist die Zeit zum HANDELN:
#jetztistdiezeit, alle Formen von Klerikalismus, Überhöhung des Weiheamtes und Missbrauch von Macht in kirchlichen Hierarchien zu beenden und neue partnerschaftliche und transparente Leitungsmodelle zu entwickeln.
#jetztistdiezeit, den Zugang zu kirchlichen Ämtern für Männer und Frauen neu zu denken.
#jetztistdiezeit, die Dämonisierung und Tabuisierung von (Homo)Sexualität zu beenden, sich der (Lebens-)Wirklichkeit der Menschen zu stellen und aus unserer christlichen Tradition heraus ein realitätsnahes Bild von Sexualität zu entwerfen.
Wir fühlen uns in unserem Nachdenken und Handeln von den Worten unseres Papstes unterstützt und bestärkt, der im nachsynodalen apostolischen Schreiben „Christus vivit“ schreibt: „Daher darf die Kirche nicht zu sehr auf sich selbst bezogen sein, sondern muss vor allem Jesus Christus widerspiegeln. Folglich muss sie demütig zugeben, dass sich einige Dinge ändern müssen (39).“ und uns jungen Menschen zuruft: „Die Kirche bedarf eures Schwungs, eurer Intuitionen, eures Glaubens. Wir brauchen das!“
Mit den Worten unseres Papstes fordern wir Sie auf: „Lasst von euch hören! Werft die Ängste, die euch lähmen, über Bord!“
Mit österlichen Grüßen
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