Drei Fragen für drei verschiedene Menschen ergibt neun unterschiedliche Antworten – Einen Monat nach dem Weltjugendtag blicken Tini, Jonathan und Schwester Magdalena zurück und berichten im Kurzinterview von ihren Erfahrungen und Eindrücken aus Panama:

Welches Erlebnis hat dich am nachhaltigsten beschäftigt?

Magdalena: Mich hat der Kreuzweg mit dem Papst am Freitag sehr bewegt. Denn da wurden sehr konkret und realistisch all die Nöte und Leiden Mittelamerikas, die wir in den Tagen zuvor auch erlebt hatten, beim Namen genannt und ins Gebet genommen. Zum Beispiel die soziale Ungleichheit, die wir zwischen Wolkenkratzern und Müllhalden gesehen haben. Die Benachteiligung der indigenen Völker, von der uns auch ihre Vertreter erzählt haben. Die Zerstörung der Umwelt, deren Auswirkung in Panama schon sehr konkret erfahrbar wird, wenn die ersten Inseln unter dem gestiegenen Meeresspiegel untergehen, usw. Für mich wurde sehr spürbar, was die Menschen in dieser Weltregion belastet und worunter sie leiden – aber auch, wie sehr sie Jesus als solidarisch an ihrer Seite erleben.

Tini: Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es gab so viele Momente und Situationen, die wirklich eindrucksvoll und wichtig für diese Reise waren. Unglaublich beeindruckt hat mich der Stolz der Panamenjos, dass sie in ihrem Land den Weltjugendtag ausrichten dürfen. Man kam praktisch gar nicht am WJT vorbei. Diese Freude und dieser Stolz waren überall zu spüren.
Zum Nachdenken hat mich der Weg zur Ankunftsmesse des Papstes gebracht. Auf dem Weg zur Cinta Costera war die Stimmung gut und alle Leute fröhlich. Je näher man jedoch den Eingängen kam, desto aufgeheizter wurde die Stimmung.

Die Tatsache, dass dort der Papst ankommen würde, brachte eine ganz eigene Stimmung mit sich.

Tini Büttner

Jeder wollte hinein, Rücksichtnahme auf andere wurde von vielen Menschen in den Hintergrund gestellt. Als wir endlich durch das Tor durch waren, lockerte sich die Stimmung schnell wieder. Dieser starke Kontrast zur sonst meist wirklich friedlichen und entspannten Stimmung des WJT, hat mich schon erschreckt. Wir sollen Menschenfreunde sein und aufeinander Acht geben. Wenn jedoch der Papst kommt sind sich viele selbst die nächsten. Dieser rasche Stimmungswechsel hat mich einige Tage beschäftigt.

Jonathan: Am meisten beschäftigen mich zwei Dinge. Das ist zum einem mit welcher Freude, Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit wir in den Gastfamilien aufgenommen wurde. Das hatte ich in der Form nicht erwartet. Zum anderen hat mich beeindruckt mit welcher Energie, auch hier wieder die Freude und Authentizität der Glauben gefeiert wird. Davon können wir viel lernen.

Worüber musst du heute noch lachen?

Magdalena: “Buenos diiiiiias!!!!! Good mooooorning everybody!!!!! Levantense! Vamos a bailar!!!!!” – früh um sechs, als es noch stockfinster war, mit aller Lautstärke, die die Anlage hergab, über das Feld gebrüllt, auf dem ungefähr eine halbe Million junger Menschen schläft. Und dazu der Kommentar aus dem Schlafsack neben mir: “So bescheuert bin ich noch nie geweckt worden!”
Wobei ich auch das Bild nicht vergesse, als auf der Rückfahrt unseres Ausflugs in den Regenwald ein Gürteltier vor unserem Bus die Straße überquerte und ausnahmslos alle im Bus mit einem entzückten Aufschrei auf die linke Seite stürzten, wo das Tier im Wald verschwand. Vermutlich hatten wir Glück, dass der Bus nicht umkippte.

Tini: Oh auch da gibt es so viele Dinge. Während der Tage der Begegnung haben wir in einer Gastfamilie gelebt, in der nur die Tochter Englisch sprach. Da wir kein Wort Spanisch konnten, musste die Tochter oder der Google-Übersetzer helfen. Oft kamen dabei sehr lustige Sachen heraus, die wir uns dann versuchten mit Händen und Füßen zu erzählen. Es war super!
Auch innerhalb der Gruppe gab es viele witzige Momente und Sprüche, die keiner erwartet hätte. Dann hieß es immer „Tini, schreib auf“. Diese Sprüche habe ich alle in meinem Reisetagebuch festgehalten.

Jonathan: Immer, wenn wir in Panama unterwegs waren, also quasi immer, wurden voller Begeisterung von den Autofahrer*innen gegrüßt in dem sie uns anhupten. Wir antworteten meist, indem wir winkten. Dass das in Deutschland genau das Gegenteil ist, musste man sich erst wieder einprägen.

Welche Botschaft bringst du vom WJT mit?

Magdalena: Eine Warnung und eine Ermutigung. Eine Warnung an den Hochmut aus Deutschland und der westlichen Welt, wo bis kurz vor Schluss immer wieder in Frage gestellt wurde, ob Panama bzw. Lateinamerika ein solches Event überhaupt organisieren kann – siehe da, sie konnten, und zwar ziemlich hervorragend! Und eine Ermutigung des Papstes: “Ihr, liebe junge Freunde, ihr seid nicht die Zukunft. Wir sagen gern: „Ihr seid die Zukunft …“ Nein, ihr seid die Gegenwart! Ihr seid nicht die Zukunft Gottes: Ihr jungen Leute seid das Jetzt Gottes!”

Tini: Am Weltjugendtag ist für mich (mal wieder) sehr deutlich geworden, dass Jugendliche auf der ganzen Welt trotz ihrer vielen Unterschiede ähnliche Ziele und Wünsche haben. Egal in welcher Kultur, junge Menschen wollen ihre Zukunft und die ihrer Gesellschaft aktiv mitgestalten. Diese Lebendigkeit und die Einzigartigkeit jeder Kultur, kann uns auf seine ganz eigene Weise neues zeigen und verbindet uns dadurch auch irgendwie. Durch den aktiven Austausch können wir helfen unsere Welt vielfältig und bunt zu gestalten.

Jonathan: Wir sind eine Weltkirche! Dass so viele unterschiedliche Menschen wegen des Glaubens zusammenfinden, ist beeindruckend. Das bezieht sich nicht nur auf die Kulturen, sondern auch auf die Art und Weise, wie man aus dem Glauben heraus handelt. Glaubensvielfalt ist dabei unbedingt notwendig. Für mich heißt es einmal mehr auf Grundlage meines Glaubens und meiner Spiritualität meine Umwelt, auch politisch, zu gestalten und meine Mitglieder in der Diözese zu begleiten.

Zu den Interviewpartner*innen:





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