„Jesus ist nicht für die Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern gestorben!“  – Das Kreuz ist ein religiöses Symbol und darf nicht für politische Zwecke missbraucht werden.

Jens Hausdörfer (Geistlicher Verbandsleiter BDKJ Bayern) und Paula Tiggemann (Vorsitzende der Evangelische Jugend Bayern) fassen nach: Sie erklären, warum es nötig war, sich in einem gemeinsamen offenen Brief zum Kabinettsbeschluss (“Kreuz-Erlass”) der Bayerischen Staatsregierung zu äußern.

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Junge Christinnen und Christen sprechen sich gegen das Anbringen von Kreuzen in Bayerischen Behörden aus? Wie kann das sein, das Kreuz ist schließlich das zentrale Symbol unsres Glaubens?! Tatsächlich  freuen wir uns über alle, die durch das Tragen oder Anbringen eines Kreuzes in der Öffentlichkeit ein Bekenntnis zum Glauben ablegen und sich in Gesellschaft und Politik für christliche Werte stark machen. Als junge Christinnen und Christen sind wir dankbar, in einem Land zu leben, dass jedem Menschen Religionsfreiheit garantiert. Wir sind stolz, in einem Staat zu leben, in dem Religionen eine wichtige Rolle spielen und zur Mitwirkung in Staat und Gesellschaft aufgerufen sind.

Das Kreuz ist für uns ein religiöses und kein kulturelles Symbol. Von daher taugt es auch nicht zur Etablierung einer gesellschaftlichen Leitidee in einer pluralen Gesellschaft. Für was sollte das Kreuz auch in kultureller Hinsicht stehen? Für ein antikes Marterwerkzeug, mit dem ein imperialistisches Großreich um die Zeitenwende tausende Menschen hingerichtet hat?

Die ersten Christen weigerten sich, dass Kreuz als ihr Symbol zu nutzen. Zu stark waren die Assoziationen mit staatlicher Verfolgung und Justizwillkür. Erst später wurde das Kreuz zum Erkennungszeichen der Christen und zum universellen Symbol des Siegs über den Tod und über das Unrecht sowie zum Zeichen der Hoffnung.

 

Gott kennt keine Staatsgrenzen

Alle Versuche, das Christentum und sein wichtigstes Symbol für nationale Zwecke zu vereinnahmen sind bisher gescheitert oder endeten Katastrophen. Das Kreuz eignet sich nicht für nationale Egoismen und Ausgrenzungspolitik. Es steht für die universale Liebe Gottes, die keine Staatsgrenzen kennt und ein solidarisches Miteinander aller auf dieser Erde einfordert.

Die Beantwortung der Frage, in welchem Maße und in welchem Verhältnis Christentum, Judentum, Islam und weitere Religionen sowie die Werte der Aufklärung Bayern als Staat geprägt haben, ist ein diffiziles Unterfangen.

Historisch erwiesen ist, das Christen- und Judentum alleine hat Bayern nicht geformt. Wir sind der Auffassung, dass diese Debatte die Frage nach unserem zukünftigen Zusammenleben nicht beantworten kann.

Daher schlagen wir als Leitfragen für die Zukunft vor: Wie gelingt es, ein Wir-Gefühl aller in Bayern lebender Menschen zu schaffen? Wie gelingt es, die unterschiedlichen religiösen und kulturellen Traditionen so ins Spiel zu bringen, dass deren Potentiale für ein gemeinsames  Zusammenleben genutzt werden können?

 

Als junge Christinnen und Christen fordern wir mutig neue Ideen zu entwickeln und eine Politik des Miteinanders und nicht des Ausgrenzens zu leben. Das Grundgesetz und die Bayerische Verfassung liefern hierfür eine tragfähige Grundlage, die auch für Menschen anschlussfähig ist, die sich nicht zum christlichen Glauben bekennen.

 

Als gläubige Menschen werden wir uns gerne – mit den zentralen christlichen Werten, für die das Kreuz steht – konstruktiv in diese Debatte einbringen.

 

Die AutorInnen sind Paula Tiggemann (Vorsitzende der Evangelische Jugend Bayern) und Jens Hausdörfer (Geistlicher Verbandsleiter BDKJ Bayern).


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