„Da werden Sie auf Granit beißen …“, bekommen Frauen seit Jahren zur Antwort, wenn sie im Gespräch mit katholischen Würdenträgern mehr Mitsprache, aktive Beteiligung oder gar den Zugang zu (Weihe-)Ämtern in der Kirche einfordern.  Wie hart Granit tatsächlich ist, weiß ich sehr gut, schließlich bin ich aufgewachsen in einer Gegend im nördlichen Bayerischen Wald, die reich ist an Steinbrüchen und Granitvorkommen.

Diese Gesteinsart  ist deshalb so widerstandsfähig, weil sie vulkanischen Ursprungs ist und vor Jahrtausenden durch die Kristallisation von vulkanischem Magma entstand. Gegen Granit halten unsere menschlichen Zähnchen wirklich nicht Stand. Hart wie Granit scheinen die Säulen der Kirche zu sein. Es ist wohl ein aussichtsloses Unterfangen gegen Jahrhunderte alte Traditionen der Kirche, noch dazu vorwiegend männlich dominiert, anzukommen.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von der wie in Stein gemeißelten kirchlichen Tradition, die Frauen von vielem in der Kirche ausschließt, nicht länger abschrecken oder vertrösten lassen. Auch zur Zeit Jesu wurden Frauen und anderen gesellschaftlichen Außenseitern jede Menge Steine in den Weg gelegt, vor allem von den Pharisäern und Schriftgelehrten, den maßgeblichen religiösen Autoritäten im Judentum. Doch dann kam in Jesus Christus ein Mensch, noch dazu Gottes Sohn, der sich mit diesen Frauen abgab. Noch viel mehr: er gab sich mit den verbalen und mentalen Steinen und Vorurteilen um sie herum nicht zufrieden, sondern behandelte sie im Gegenteil auf Augenhöhe und wertschätzend. Das war mehr als revolutionär, ja wie ein Wunder in dieser religiösen Männergesellschaft.

Frauen sind keine Randnotizen!

Steine spielten im Handeln Jesu gerade im Bezug auf Frauen eine wichtige Rolle. Die Evangelien berichten uns, dass Jesus die Schriftgelehrten dazu brachte, die Steine in ihren Händen fallen zu lassen, die schon startbereit waren für die Steinigung der Ehebrecherin. Und es war sicher kein Zufall, dass mit Maria von Magdala eine Frau die Erste am Grab Jesu war – noch vor den Jüngern – und entdeckte, dass der Stein beiseite gerollt und nur mehr die Leinenbinden aufgeräumt im Grab lagen. Wie man es theologisch auch drehen und wenden mag, diese und viele Beispiele mehr in den Evangelien halten uns den ermutigenden Umgang Jesu mit Frauen vor Augen. Sie sind keine Randnotiz und lassen sich nicht klein reden. Daran haben manche hart zu knabbern, um im Bild zu bleiben.

Mit seinem Dasein und Tun hat Jesus mehr als nur einen Stein ins Rollen gebracht. Er, der Sohn Gottes, geboren von der jungen, zuerst unverheirateten Frau Maria, hat viele vorherrschende Rollenbilder auf den Kopf gestellt. Er, der Erniedrigte, wurde zum Eckstein für die Kirche. Und was hat sie inzwischen aus seinem Auftrag gemacht? Man hat den Eindruck, die Steine liegen heute nur allzu schnell bereit, sobald Frauen so manches in Kirche und Theologie in Frage stellen.

Bitte an den Ambo!

Wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit, aus diesen Steinen lieber einer glaubwürdige Kirche im Sinne Jesu Christi zu bauen? – Es ist an der Zeit, Frauen nicht nur die Stein-Fliesen in den Kirchen schrubben zu lassen oder Mädchen als Lückenfüller für ausbleibende Jungen ministrieren zu lassen, sondern sie auch an den Ambo zur Predigt über das Evangelium zu bitten. Es ist an der Zeit, im Vatikan nicht  nur schöne Gobelins mit heiligen Frauen an den Wänden auszustellen, weil sie vor Jahrhunderten einmal den Heiligen Vater beraten haben (so Katharina von Siena im 14. Jahrhundert), sondern Freiräume zu schaffen für die Ruach (Weisheit) der Mädchen und Frauen von heute. Es ist an der Zeit, den schönen Worten Jesu auch Taten folgen zu lassen.

Manchmal kann übrigens schon ein winziges Steinchen ganz schön drücken im Schuh …

Zur Autorin des Gastbeitrags: Schwester M. Gabriela Zinkl, Jerusalem

Sie gehört der Ordensgemeinschaft der barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus   [kurz: Borromäerinnen] an.


Titelbild : JACLOU-DL / cc0 – gemeinfrei / Quelle: pixabay.com


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