„Für manche Teilnehmende eine befremdliche Erfahrung!“ – Jens Hausdörfer (Geistlicher Verbandsleiter des BDKJ Bayern) war beim Weltjugendtag und berichtet von persönlichen Grenzen, Mutlosigkeit und einer Weltkirche.
Ein wenig exotisch war dieser Weltjugendtag ja schon – vom Veranstaltungsort zum Beispiel oder vom ungewohnten Termin im Januar her. Dennoch stieß er in Deutschland und Bayern auf überraschend große Resonanz: Mit 2300 Teilnehmer*innen stellte Deutschland eine beeindruckend große Zahl an Pilger*innen und übertraf damit alle Erwartungen.
Die Berichterstattung hierzulande hingegen war eher zurückhaltend bis reserviert: Keine päpstlichen Reformankündigungen für eine von Missbrauch- , Finanz- und Vertrauenskrisen geschüttelte deutsche Kirche, so wurde vielerorts bemängelt, stattdessen ein „bloßes“ Glauben-Feiern.
Dabei stellt sich die Frage, was denn so schlimm daran sein soll, den gemeinsamen Glauben zu leben und zu feiern.
Gerade das Erleben und Entdecken der katholischen Kirche als einer weltweiten Glaubensgemeinschaft, in der sich – trotz unterschiedlicher historischer, kultureller und religiöser Prägung – Platz für so viele unterschiedliche Ausdrucksformen findet, die Entdeckung dieser katholischen Weite also, war für viele Teilnehmer*innen schließlich eine große Motivation, nach Panama zu reisen.
Birgt nicht dieses tief empfundene religiöse Gemeinschaftsgefühl über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg die Chance einer nachhaltigen Identifikation mit Kirche – einer Verwurzelung, aus der Engagement in und für Kirche auch vor Ort entsteht?
Das Konzept der Weltjugendtage ist darauf angelegt, intensiv mit dem Gastland, den Gastgebern, dem dortigen Glaubensleben in Berührung zu kommen und die Vielfalt der katholischen Kirche hautnah zu erfahren: Daher die Unterbringung der Pilger*innen in Gastfamilien, die Tage der Begegnung mit den diversen Aktivitäten vor Ort in den Gastpfarreien. Daher die zentralen Großveranstaltungen und die gemeinsame Übernachtung auf dem Feld vor der Abschlussmesse.
Teilnehmer*innen kommen an ihre Grenzen
Für viele Teilnehmer*innen hält dieses Konzept die ein oder andere Herausforderung bereit: Sie kommen so manches Mal an ihre Grenzen, wenn sie sich in einer komplett anderen Kultur zurecht finden müssen. Wenn sie in einer ausschließlich Spanisch sprechenden Gastfamilie landen. Wenn sie mit fremden und im ersten Augenblick vielleicht auch befremdlichen katholischen Frömmigkeitsformen konfrontiert werden.
Aber diese Situationen sind gewollt, denn sie ermöglichen Erfahrungen, die ausgeschlossen sind, wenn ich mich ausschließlich in den geschützten Räumen des Althergebrachten bewege und es nicht wage, aufzubrechen und mich irritieren zu lassen.
Nur wenn ich meine Komfortzone verlasse, kann ich neue Erfahrungen machen. Nur wenn ich meine persönlichen Grenzen auslote, nur wenn ich mich auf Neues einlasse, kann ich wachsen: als Mensch und als Christ, als Einzelner und in der Gemeinschaft.
Eine Grundüberzeugung unseres Glaubens eigentlich. Eine Überzeugung auch, die wir in unserer Kirche, die sich so oft über Mutlosigkeit und Lamentieren definiert, dringend nötig haben und die für die anstehenden (Reform)Prozesse wesentlich wichtiger sind als pontifikale Reformankündigungen jeglicher Art.
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